Am südlichen Rand der Konstabler Wache befindet sich in der Zeil Nr. 51 eine Imbissstube mit einigen Stehplätzen draußen und drinnen, die sich auf den Verkauf von „Belgische Frische Pommes“ spezialisiert haben möchte. Dieser Stehimbiss ist räumlich abgegrenzt vom Restaurant nebenan unter der gleichen Adresse, es scheint aber dazu zu gehören.
Wer schon mal in Brüssel auf dem Place Jourdan beim Maison Antoine frische, belgische Pommes bestellt hat, hat wohl eine gewisse Erwartungshaltung bezüglich belgischer Pommes. Die belgischen Pommes zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie doppelt (in Rinderfett!) frittiert werden und so besonders knusprig werden, während sie innen schön weich bleiben. Natürlich ist auch die Kartoffelsorte entscheidend, aber das landwirtschaftlich orientierte Belgien hat da eine sehr gute Eigenversorgung.
Zeil 51 also mit belgischen Pommes. Ob das jetzt wirklich „belgische Pommes“ sein sollen, oder ob es sich bei der Bezeichnung nur um eine ungeschützte Marketingbezeichnung handelt, kann ich nicht wirklich beurteilen, aber zumindest sind die Online-Bewertungen zur Zeil 51 eher sehr durchwachsen. Für manche Kunden sind es großartige Pommes, andere bemängeln das Personal oder die Hygiene.
Das Lokal ist direkt an der Konstabler Wache gelegen, die sich fest in den Pfoten der Konstimäuse befindet und die dort für Ordnung an den Gleisen sorgen. Wer auf der (abgefuckten) Zeil wirklich gerne essen geht, darf aus meiner Sicht keine zu hohen Erwartungen haben. Es ist einfach auch eine andere Klientel, mit eigener Konsumkultur, die ähnlich wie bei den anderen Restaurants in der gleichen Ecke primär ihre Bedürfnisse gestillt haben möchte.
Hier bei Zeil 51 sieht man die Art der Zubereitung, kann dem Koch bei der Herstellung direkt ins siedende Öl blicken und so selber beurteilen, welchen Weg die heißen Pommes aus dem Frittenfett in die Tüte nehmen. Das ist schon alles recht transparent, und die Preise (leider nicht abgebildet und online finde ich sie auch nicht) sind alle sehr deutlich auf einer sehr klar beschrifteten Tabelle abgebildet. Hier gibt es Pommes! Ein paar Getränke, ein paar Würste. Fertig. Aber es sind halt auch andere Pommes, als man das vielleicht von den geriffelten Dingern ausm Autobahn- oder Schwimmbadimbiss gewohnt ist. Und sie unterscheiden sich auch deutlich von den McDreck-Pommes.
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Bei mir war es eine nette Bedienung, alles wurde frisch zubereitet.
Wenn sich ein Imbiss auf den Verkauf von primär frischen Pommes spezialisiert hat und diese in verschiedenen Größen (L, XL, XXL) und mit einer Reihe an verschiedenen Saucen verkauft, dann sollten die Pommes ohne alles schon ganz gut schmecken. Sie werden in der Tat frisch zubereitet, also vor den Gästen portionsweise frisch ein zweites Mal frittiert und haben dadurch auch die richtige Serviertemperatur. Das Pommessalz schmeckt und hat die richtige Stärke. Insofern alles gut. Aber der Geschmack lässt zu Wünschen übrig. Beim letzten Test (Samstagnachmittag, 18 Uhr) schmeckte es einfach nach zu altem Öl. Ich hatte meine Portion mit einem Schuss Mayo bestellt, die frisch aus einem Eimer gezapft wurde und in ihrer Viskosität genau richtig war. Sie gibt es auch in einer Light-Variante, was sich vermutlich auf den Öl-Gehalt bezieht. Es stehen noch eine ganze Reihe anderer Saucen zur Auswahl, aber ich bin da old-school und will ja primär die Pommes beurteilen. Das geht am besten ohne Saucen.
Für meine Portion Pommes in Größe L bezahlte ich jetzt 2,90 EUR, die Sauce für 0,50 EUR extra, serviert wurde alles – relativ umweltfreundlich – in einer Papiertüte und mit einem Holzpiekser. Ob sich das Geschmackserlebnis mit anderen, süßeren Saucen verändern würde? Das kann gut sein, wurde von mir aber noch nicht getestet.
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Die drei Portionsgrößen im Pommesständer. Dahinter die verschiedenen Saucen.
Bei der Beurteilung tue ich mich etwas schwer. Einerseits bin ich mit dem Geschmackserlebnis nicht so glücklich und denke mir beim Verzehr die ganze Zeit, dass anderes Frittenfett sicherlich nochmal besser schmecken würde, oder dass es halt so ne typische Pommesbude ist, die vor allem durch ihre langen Öffnungszeiten (11-1 bzw. 4 Uhr) und durch die Lage an der Konsti punkten kann und dadurch sowieso ihre Laufkundschaft bekommt (nebenan befindet sich das „Nachtleben„).
Andererseits – so wurde mir von einer Twitterin zugetragen, die wenn dann nur dort ihre Pommes holt, weil sie es aus NRW so kennt – stimmen die Serviermenge, der Preis, die ruhige Lage abseits der Menschenmassen auf der Zeil und eben die Darreichungsform in einer Tüte, mit Servietten und Piekser/Pommesgabel. So wie man es auch von belgischen Fritten gewohnt ist. Auch die Einrichtung des Ladens ist zeitgemäß und praktikabel. Toiletten gibt es wohl im Restaurant nebenan. Der Ort ist auch ideal, weil zentral gelegen ohne Gedränge, an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt, Nachtclubs in der Nachbarschaft – alles wichtige Dinge, die auch den Geschmack der Pommes beeinflussen können, weil viel Abverkauf auch einfach zu einem anderen Geschmackserlebnis führen kann. Niemand mag alte Pommes.

Ich würde daher im Frankfurter Vergleich großzügige 7 von 10 Pommessternchen verteilen wollen, aber dabei spielen diese Außenparameter wie die Lage, die moderaten Preise und die Darreichungsform ebenfalls eine Rolle. Rein geschmacklich wären wir hier aus meiner Sicht nur bei 5-6 von 10.
Würde ich hier wieder Pommes essen wollen? Ja, und auch nicht nur hungrig nach einer Partynacht in der Innenstadt, sondern auch wie vorhin hungrig nach einem langen Tag in der Stadt. Natürlich gibt es in räumlicher Nähe auch schöne Alternativen: Das Knolli in der B-Ebene der Konsti (kurze Öffnungszeiten), Zeil-Kitchen oder natürlich der Birmingham Pub am Börneplatz (5 Minuten Richtung Süden). Man muss aber wissen, was einen erwartet, und sollte dann nicht enttäuscht sein wenn es nicht belgisch schmeckt, oder nach zu altem Öl oder einfach nicht so wie man es sich in seiner Wunschvorstellung von den idealen Pommes erträumt hat.
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